Look inside
Fabula Rasa oder Die methodische Schraube, Ritter Verlag (2001)
Hardcover, Format: 160 x 250, 232 Seiten

»Brigitta Falkners Comics, Minidramen, Filmscripts, diese irrwitzigen ›Szenen aus dem wirklichen Leben‹ (Ernst Jandl) sind die witzigste und intelligenteste Antwort auf die Aporien der literarischen Avantgarde seit langem. Wer da glaubte, Verfahren wie das Anagramm, das Palindrom oder das Lipogramm (der Verzicht auf einen oder mehrere Buchstaben) hätten sich erschöpft im langen Marsch der experimentellen, sprachspielerischen Literatur durch die neuere Literaturgeschichte, den belehren die genau kalkulierten (Bild-) Texte dieser Autorin eines Besseren. Dabei kann man es auch ganz altmodisch formulieren: Sie bearbeiten einen Gegenstand von allgemein gültigem Interesse auf unterhaltende und belehrende Weise.«
– Bernhard Fetz, NZZ 9/2002

»Palindrome, Lipogramme, was ist das jetzt schnell? Also: Wenn man einen Text von hinten genausogut wie von vorn lesen kann, dann ist‘s ein Palindrom, und wenn die Autorin sich spaßhalber ein paar Vokale verkneift, dann ist es ein Lipogramm, und wenn einem beim Lesen vor Vergnügen das Hirn an den Plafond springt, dann ist es ein Text von Brigitta Falkner.«
– Wolf Haas, Die Presse 5/2002

Eine Gehung in: TobrevierSchreiverbot (1996)

Prinzip i, Werkschau Ganz kleines Kino im Literaturhaus Graz (2015

Prinzip i (2007)
Text / Bild / Ton / Stimme: Brigitta Falkner

Der Kurzfilm basiert auf dem monovokalen Filmscript Prinzip i (aus: Fabula Rasa oder Die methodische Schraube, 2001), das den Protagonisten Willi, Ingrid, Sissi, Wirtin Mizzi, Strizzi Fritz etc. als Spielanleitung dient (Willi blickt ins Script). Die Urfassung von 1998 wurde u.a. bei den Salzburger Festspielen 1998 (›Reise durch Jelineks Kopf‹) und beim Steirischen Herbst 1999 als Slideshow mit externer Tonzuspielung präsentiert. Eine erste Druckversion des Storyboards erschien 1999 in der Schweizer Literaturzeitschrift ZdZ (hrsg. Urs Engeler). 2007 habe ich die Einzelbilder animiert und die Tonspur mit akustischen Speedlines unterlegt. In einem kurzen Trailer, der seit 2015 als Dauervideoinstallation im Wiener Literaturmuseum läuft, wurde die animierte Slideshow durch simulierte Kameraschwenks ergänzt.

Prinzip i, Filmscript

Prinzip i, Filmscript

Prinzip i, Filmscript

Prinzip i, Filmscript

Prinzip i, Filmscript
aus: Fabula Rasa oder Die methodische Schraube (2001)

Das fiktionale Vexierspiel beginnt mit der Geburt des Helden Willi. Linz, Grinzing, Illmitz und Rimini markieren in 87 Filmkadern - ähnlich Votivtafeln - die Stationen eines Lebens in einer Art Parallelwelt mit eigenen Gesetzen und Spielregeln. Es gilt der Satz Wittgensteins: ›Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.‹ Das Regelwerk, demzufolge nur der Vokal i verwendet werden darf, verbietet ein vertrauliches Du in der Anrede, den Gebrauch der Artikel, des Infinitivs und der Relativsätze.

AU! Die methodische Schraube

AU! Die methodische Schraube

AU! Die methodische Schraube

AU! Die methodische Schraube

AU! Die methodische Schraube – Lipogramm (2001)

»Auf über 600 Karteikärtchen verteilt Brigitta Falkner die melodramatische Handlung, je zwölf zieren im Faksimile eine Doppelseite des Buchs. Und sie dreht die methodische Schraube noch zigfach: Kommentieren in der Kopfzeile der Kärtchen Regieanweisungen die wilde Handlung, reihen sich in den Fußnoten, vom lipogrammatischen Verzichtzwang befreit, die gelehrten Kommentare mit Zitaten von Abraham a Santa Clara bis zu Gustav Gans, von soziologisch-ästhetischer Literatur bis zu Fachwerken aus den entlegensten Wissensgebieten. Arno Schmidt lässt hübsch grüßen, und das nicht nur hier. Brigitta Falkners Bücher sind buchstabensprudelnde Quellen allerhöchsten Lese-, Kombinations- und Blickvergnügens.«
– Cornelia Niedermayer, Der Standard 4/2002

»Falkner orchestriert ihren Text gemäß den formalen Gesetzen des Comics in Panels, so dass sich die Geschichte ›Spalt um Spalt‹ zusammensetzt. Oder/und sich Fuge um Fuge zu einer Vielfalt an wuchernden Bedeutungen fragmentiert. Es ist gerade der Spalt, der Freiraum zwischen den Bildkästchen, der in der Comicanalyse einen zentralen Raum einnimmt. Und diese eigentümliche ›Alchimie‹ zwischen den Panels wird von der Autorin nach allen Regeln der Neunten Kunst genutzt.«
– Martin Reiterer, readme.cc (2008)

»Die Protagonisten heißen Karl, Ruth und Paul und besetzen die Eckpunkte eines libidinösen Dreiecks. [...] ›nur: kaum tat Ruth das Maul auf … um frank und blank Ruths Standpunkt darzutun … flugs wuchs Karls Flunsch … und Ruths Anwartschaft auf Karls Gunst schwand rasant‹. Die drei Pünktchen, die im Text notiert sind, markieren die Schnittstellen, an dem der auch typografisch sehr ausgefeilte Text von einer Einstellung zur nächsten springt. Die einzelnen Sätze oder Satzteile erscheinen wie auf einer hell erleuchteten Leinwand [...]. Die visuelle Komponente dieser Literatur, die in Form von Comicstrips, Filmstreifen und Storyboards organisiert ist, kommt im übrigen bei den ›Lesungen‹ Falkners besonders hohe Bedeutung zu: Auch hier tritt die Autorin als solche in den Hintergrund und agiert als Ingenieurin, die dafür sorgt, dass die für ihre Multimediashows angefertigten Projektionen und Tonspuren auch synchron laufen.«
– Klaus Nüchtern, Falter 46/2001

»George Herrimans Krazy Kat ist nicht nur Karls Lieblingscomic, Falkners Protagonisten schlüpfen selbst kurzzeitig in die Rollen von Herrimans surrealen Hauptdarstellern, von der/dem androgynen Krazy Kat, dem Mäuserich Ignatz Mouse und dem Hund Bull Pupp. Neben dieser Hommage an einen der innovativsten Comiczeichner aus der Frühzeit des Comics finden sich zahlreiche weitere Zitate und Anspielungen auf Comics und Comic-Theorie. Einzigartig jedoch ist Falkners Art und Weise, wie sie formale Elemente des Comics zum Thema macht und durch ihren Gebrauch der Sprache implizit eine Theorie und ästhetik der Comicsprache entwirft.«
– Reiterer (2008)

AU! Die methodische Schraube

AU! Detail

Diagramm und Detail aus dem Lipogramm AU! (Bildmaterial aus einem Gastvortrag mit dem Titel Hybride Formen, gehalten im Institut für Transdisziplinäre Kunst, Universität für angewandte Kunst Wien, 2018)

Im 100-Seiten-Lipogramm AU! (...da war das A und das U und darum summa summarum auch das AU...) fungiert das Gasthaus als Schauplatz turbulenter Kämpfe um Gunst und Aufmerksamkeit, rasanter Schachpartien (Alan Turings Rund-ums-Haus-Schach) und Wortgefechte mit beschränktem Vokalrepertoire, deren Protagonisten agieren, als wären sie Cartoonfiguren, die wie Menschen agieren: Da traf Karls Prachtmuskulatur auf Pauls Statur - kurz: Schraffurkunst auf Natur! Paul warf das Handtuch, Karl nahm Kurs auf Ruth, und alsbald, Blatt um Blatt, Spalt um Spalt, schwand Karls Abstand zu Ruth. Ein Diagramm veranschaulicht das methodisch verschraubte Text- und Beziehungsgefüge: Stammgast oder Zaungast? Platztausch oder Platzraub? Anagramm oder Paragramm?

AU! Die methodische Schraube

AU! Die methodische Schraube, Script für eine Slideshow mit externer Tonzuspielung in der Alten Schmiede, Wien (2001)


Schmutzige Tricks – Shortcut Version (2007)
Text / Bild / Stimme: Brigitta Falkner

Die Shortcut Version basiert auf dem Storyboard Schmutzige Tricks I und II (aus: Fabula Rasa oder Die methodische Schraube, 2001) Das ikonographische Szenario des Film Noir liefert die Vorlage für den Genre-Comic Schmutzige Tricks. Im Off-Kommentar findet das Licht und Schattenspiel des Film Noir als zwielichtige Kunstsprache, eine nach den Regeln eines einfachen Chiffrierverfahrens (Substitution) generierte Pseudosprache, changierend zwischen Klartext und Chiffretext, seine lautliche Entsprechung: Etfusch ffiff tulk tii Luft umt tluf mik um Kimtelkuff.

AU! Die methodische Schraube

aus: Schmutzige Tricks II
in: Fabula Rasa oder Die methodische Schraube (2001)